Am 2. August 2023 war der Tag des Überschreitens, an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hatte, die unser Planet in einem Jahr regenerieren kann. Ökologie ist ein brandaktuelles Thema und gehört mittlerweile zu den wichtigsten Anliegen von Unternehmen. Aus diesem Grund hat das Climate Action Network Anfang des Jahres die französischen Lebensmitteleinzelhändler bewertet.1im Hinblick auf ihre Fähigkeit, den Verbrauchern nachhaltige Lebensmittel anzubieten. Leider kam keiner von ihnen über den Durchschnitt hinaus. Ebenso ergab die von LSA und Univers Retail durchgeführte jährliche Umfrage, dass 55 % der Franzosen der Meinung sind, dass sich die Unternehmen des Einzelhandels nicht genug für die Umwelt engagieren.2. Dennoch setzen sich die Akteure des Lebensmittelsektors - Marken und Unternehmen - seit mehreren Jahren dafür ein, dass ihre Kunden eine umweltfreundlichere Ernährung bevorzugen.
1 - Wie viel Platz wird dem Lokalen und Pflanzlichen eingeräumt?
Um eine nachhaltige Ernährung zu fördern, werben die Einzelhändler zunehmend für Produkte, die sich weniger stark auf die Umwelt auswirken. Darunter bevorzugen mehrere Unternehmen vor allem Lebensmittel aus kurzen oder "lokalen" Kreisläufen. In den Geschäften und auf den Drives finden die Verbraucher nun Beilagen wie "Meilleur du local", "Produits régionaux et locaux" oder auch "Produit du monde et de nos régions" (Produkte aus der Welt und unseren Regionen). Darüber hinaus stellen einige Handelsketten wie Leclerc und Carrefour lokale Produkte seit mehreren Jahren mit Eigenmarken wie "Nos régions ont du talent" in den Vordergrund.3 und "Reflets de France".4.
Andererseits stellen die Lebensmittelketten nun pflanzliche Alternativen in den Vordergrund, um ihre Kunden zu ermutigen, weniger Produkte aus Tierhaltung zu konsumieren. Mehrere von ihnen haben insbesondere ihre eigenen Produktreihen mit pflanzlichen Produkten geschaffen, wie Carrefour Veggie beim gleichnamigen Einzelhändler, NAT&Vie bei Leclerc und Vegan Deli bei Monoprix. Ebenso entwickeln sich in Frankreich zahlreiche Marken, die pflanzliche Produkte anbieten, und nehmen nach und nach ihren Platz bei den Einzelhändlern ein.5. Einem aktuellen Bericht von Bloomberg Intelligence zufolge soll der Markt bis 2030 weltweit auf 24,8 Milliarden US-Dollar anwachsen.6. Für die Umwelt sind pflanzliche oder fleischähnliche Alternativen äußerst vorteilhaft. So wird beispielsweise geschätzt, dass ein Kilogramm pflanzliches Fleisch 2,8 Mal weniger Wasser benötigt und 12 Mal weniger CO2 erzeugt als ein Kilogramm tierisches Fleisch.7.
2 - Wie priorisiert man eine verantwortungsvolle Beschaffung?
Die Aufwertung von lokalen oder pflanzlichen Produkten reicht nicht aus, um eine nachhaltige Ernährung zu gewährleisten. Denn nur "13,5 % der Treibhausgasemissionen aus der Ernährung der Franzosen sind auf den Transport der Lebensmittel zurückzuführen", so das Climate Action Network.8. In der Tat verpflichten sich Einzelhändler und Marken auch zu verantwortungsvolleren Initiativen bei der Beschaffung. Auf ihren Websites teilen sie ihre Verpflichtungen mit.
Eine nachhaltige Landwirtschaft
Mehrere Unternehmen wenden sich nun einer umweltbewussteren Landwirtschaft zu. Dies gilt insbesondere für Système U, das eine "ökologisch intensive Landwirtschaft" fördert, und für Carrefour, das seine Partnerproduzenten auf dem Weg zur Agrarökologie begleitet, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Leclerc seinerseits gewährleistet das HVE-Label (Haute Valeur Environnementale) auf seinen Handelsmarken und wählt "Produkte aus Betrieben aus, die einen größeren Respekt vor der biologischen Vielfalt und den natürlichen Ressourcen integrieren". Intermarché kämpft ebenfalls gegen die Entwaldung und bevorzugt eine Beschaffung, die "nicht aus Gebieten stammt, die abgeholzt und/oder umgewandelt wurden".
Eine Fischerei, die sich um die Biodiversität sorgt
Da der übermäßige Verzehr von Fisch eine der größten Plagen für die Meeresgebiete ist, engagieren sich auch die Akteure der großen Einzelhandelsketten für eine verantwortungsvollere Fischerei. Carrefour versichert zum Beispiel, dass "100 % [ihrer Fischabteilungen] nach dem MSC-System für nachhaltige Fischerei und dem ASC-System für verantwortungsvolle Aquakultur zertifiziert sind". Auch Leclerc erstellt in Zusammenarbeit mit der Earthworm Foundation eine Liste "der geächteten Arten und Fanggebiete, die in unseren Geschäften nicht verkauftwerden dürfen".
Ein Respekt für das Wohlergehen der Tiere
Auch wenn die Fischerei für die Einzelhändler ein wichtiges Thema ist, sorgen sich viele von ihnen ganz allgemein um das Wohlergehen der Tiere. So enthält die Handelsmarke "Marque Repère" von Leclerc nur Eier, die "vonHühnern stammen, die nicht in Käfigengehalten werden". Ebenso verlangt Système U von seinen Produzenten ein "anspruchsvolles Lastenheft zugunsten der Tiere (Verzicht auf Antibiotika-Behandlungen, gentechnikfreie Ernährung...)". Die meisten anderen Handelsketten wie Carrefour oder Intermarché ergreifen ebenfalls Maßnahmen, um den Tierschutz zu fördern.
Ein "grünerer" Verkehr
Die Produktion ist ein Schlüsselelement für die Versorgung der Einzelhandelsunternehmen, aber Transport und Logistik sind ebenso wichtig. Aus diesem Grund verpflichten sich die Supermarktketten auch dazu, umweltfreundlichere Fahrzeuge anzuschaffen. Seit 2019 bevorzugt Carrefour insbesondere LKWs, die mit Biomethan fahren. "Senkung der CO2-Emissionen, Beseitigung von Feinstaub, Begrenzung der Lärmbelästigung: die Vorteile dieser Fahrzeuge sind laut dem Unternehmen zahlreich", erklärte Le Parisien.9. Die Gruppe Les Mousquetaires, zu der auch Intermarché gehört, hat "Flüssigerdgasmotoren für ihre Sattelauflieger" und eine "mitBiogas betriebene Lkw-Flotte in Paris".
3 - Welche Initiativen gibt es, um nicht recycelbare oder Einwegmaterialien zu vermeiden?
In großen Einzelhandelsgeschäften wurden lange Zeit nicht recycelbare oder Einwegmaterialien von den Unternehmen bevorzugt (Verpackungen, Papierprospekte usw.). Die meisten dieser Materialien sind jedoch wenig umweltfreundlich. Bei der Herstellung von Kunststoffverpackungen entstehen beispielsweise 1.870 kg pro Tonne CO2-Äquivalent und bei der Verbrennung 2.384 kg pro Tonne CO2-Äquivalent.10.
Aus diesem Grund gehen die Einzelhändler und Marken nach und nach dazu über, umweltfreundlichere Lösungen als Ersatz zu verwenden. Cora, Leclerc, Intermarché, Carrefour und Auchan.11haben insbesondere ihre Papierprospekte seit Anfang des Jahres reduziert oder ganz abgeschafft. Auch bei den Verpackungen haben sich die Einzelhändler für nachhaltige Alternativen entschieden. Während Einwegplastiktüten in Frankreich seit 2017 verboten sind.12Die meisten Einzelhändler haben die Gelegenheit genutzt, um ihre Regale mit loser Ware zu erweitern und den Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Behälter zu verwenden.
Auf Seiten der Lebensmittelmarken hat der Kampf gegen Einweg- oder nicht recycelbare Verpackungen längst begonnen. Einige Initiativen heben sich jedoch besonders von anderen ab. Dies gilt zum Beispiel für Nespresso France, das als erstes Tochterunternehmen des Konzerns - neben der Schweiz - Pads aus kompostierbarem Papierbrei auf den Markt gebracht hat.13. In ähnlicher Weise strebt der Gigant Coca-Cola France dank seiner Partnerschaft mit Plastipak bis 2030 100 % recycelte Plastikflaschen an.14. Diese Maßnahmen sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern entsprechen auch den neuen Erwartungen der Verbraucher. Laut einer Umfrage von Eviosys geben 83% der Franzosen an, dass sie sich um die Umwelt sorgen. 59% sind bereit, für nachhaltigere Verpackungen mehr zu bezahlen.15.
Schließlich fördern die Akteure der großen Einzelhandelsunternehmen zunehmend lose Ware, die Umverpackungen und die Verwendung von Einwegplastik vermeidet. Das AGEC-Gesetz sieht vor, dass bis 2030 in allen Geschäften mit einer Verkaufsfläche von mindestens 400 m2 mindestens 20 % der Verkaufsfläche auf Schüttgut entfallen. Während es für einige Unternehmen eine Herausforderung darstellt, am Rande der Inflation und eines Rückgangs des Verkaufsvolumens zu agieren, haben andere bereits großen Wert auf lose Ware in ihren Geschäften gelegt. Dies gilt insbesondere für Carrefour, bei dem lose Ware bereits 14% der Verkaufsfläche ausmacht.16.
4 - Inwiefern können Geschäfte auch am ökologischen Wandel teilnehmen?
Vom Lebensmittel über die Verpackung bis hin zur Werbung setzen sich die Akteure der Lebensmittelbranche für einen verantwortungsbewussteren Konsum ein. Dennoch müssen sie sich auch mit den Umweltauswirkungen der Geschäfte und den Lösungen zu deren Reduzierung beschäftigen.
Weniger energieintensive Alternativen
Eines der Hauptanliegen der Unternehmen ist die Beleuchtung der Verkaufsstellen, die immer weniger Energie verbraucht. Die Handelsketten Intermarché und Carrefour haben sich beispielsweise für LEDs und ein vernetztes Lichtmanagementsystem entschieden, um den Energieverbrauch in einigen ihrer Geschäfte und Einkaufszentren um bis zu 75 % zu senken.17. In ähnlicher Weise engagieren sie sich mit anderen Akteuren des Einzelhandels, um ihren Wasserverbrauch zu senken.18.
Kooperationen mit Experten auf dem Gebiet
Auch andere Einzelhändler stützen sich auf Umweltorganisationen. In jüngster Zeit haben sich insbesondere mehrere Einzelhandelsunternehmen an die Gütesiegel "Enseigne responsable" (Verantwortliche Marke) und "Commerçant responsable" (Verantwortlicher Händler) des Collectif Génération Responsable gewandt. Das Kollektiv bewertet die Unternehmen nach mehreren Kriterien "inBezug auf die Umwelt, die Beziehungen zu den Mitarbeitern, die Kundenbeziehungen und die Integration der Verkaufsstelle in ihr Gebiet".19. Tatsächlich haben rund 100 Intermarché-Filialen das Label "Commerçant Responsable" erhalten. Mehrere Verkaufsstellen von Casino, Netto, Picard und Nespresso erhielten das Siegel "Enseigne responsable" (Verantwortliche Marke).
5 - Wie kann man Transparenz über die Umweltauswirkungen entwickeln?
Wie wir gesehen haben, engagieren sich die großen Einzelhandelsunternehmen zunehmend für die Förderung einer nachhaltigen Ernährung. Dennoch ist es für die Einzelhändler wichtig, ihre Kunden über diese Initiativen und ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu informieren. Auf ihren Websites stellen die Unternehmen ihr Engagement vor, um den Einzelhandel umweltfreundlicher zu gestalten. Einige zeichnen sich jedoch besonders dadurch aus, dass sie ihren ökologischen Fußabdruck transparent machen. Dies gilt insbesondere für Carrefour, das seit Juli 2023 auf seiner Drive-Website das durch alle Bestellungen erzeugte CO2-Volumen anzeigt.20. Als Weltpremiere im Lebensmittelbereich stützt sich das Unternehmen auf die Agribalyse-Datenbank der Ademe. "Langfristig möchten wir die für jeden Artikel ausgestoßenen CO2-Kilogramm direkt auf der Ebene der Produktblätter integrieren, damit unsere Käufer beim Füllen ihres Einkaufswagens eine fundierte Wahl treffen können", versichert Carine Kraus, Exekutivdirektorin für Engagement bei Carrefour. Mehrere Lebensmittelmarken verpflichten sich ihrerseits ebenfalls zu mehr Transparenz in Bezug auf Herkunft, Produktion, Verpackung und Transport ihrer Produkte im Rahmen der Initiative "Les grandes marques s'engage" (Große Marken engagieren sich).21.
6 - Welche Regierungsmaßnahmen werden außerdem nachhaltige Ernährung fördern?
Während sich die Akteure des Einzelhandels für eine nachhaltige Ernährung einsetzen, ergreift auch die französische Regierung Maßnahmen, um dies zu gewährleisten. Seit Januar 2017 hat das Ministerium für den ökologischen Übergang und den Zusammenhalt der Territorien insbesondere die Verwendung von Einwegplastiktüten in Geschäften durch das AGEC-Gesetz verbieten lassen. Diese Maßnahme mit 130 Artikeln, die 2020 verkündet werden soll, zielt darauf ab, die Verschwendung zu reduzieren und eine Kreislaufwirtschaft anzustreben.22. Sie umfasst insbesondere fünf Schwerpunkte: Verzicht auf Einwegplastiktüten, bessere Information der Verbraucher, Bekämpfung von Verschwendung und solidarische Wiederverwendung, Bekämpfung der geplanten Obsoleszenz und bessere Produktion. Im Jahr 2023 beendete einer der Artikel des AGEC-Gesetzes die Verwendung von Einweggeschirr in Einrichtungen, um Mahlzeiten, die vor Ort verzehrt werden, zu servieren. Ebenso sind seit dem 1. August 2023 Kassenbons in Verkaufsflächen und Einrichtungen mit Publikumsverkehr nicht mehr vorgeschrieben. Seit 2021 führt die Regierung außerdem Experimente mit einem Öko-Score durch, d. h. einer Anzeige der Umweltauswirkungen von Produkten direkt auf der Verpackung.23. Ähnlich wie der Nutri-Score soll dieses Bewertungssystem die Verbraucher dazu ermutigen, verantwortungsbewusster und nachhaltiger zu konsumieren.
Schlussfolgerung
Obwohl sich die Supermarktketten und -marken sowie die Regierung zunehmend dafür einsetzen, den Verbrauchern bei der Umstellung auf eine nachhaltige Ernährung zu helfen, scheinen angesichts der klimatischen Dringlichkeit einige Maßnahmen nicht auszureichen, um die Umweltauswirkungen der Unternehmen zu lindern. Beispielsweise beschleunigt das AGEC-Gesetz den Übergang der Unternehmen zu einer nachhaltigen Wirtschaft, aber seine Ziele erstrecken sich über mehrere Jahre und das Fehlen von Abhilfemaßnahmen und konkreten Verpflichtungen verlangsamt die Auswirkungen des Gesetzes erheblich. In einem Artikel in Les Echos merkt Pierre-Yves Pasquier insbesondere an, dass "70 % der Unternehmen das AGEC-Gesetz, das auf eine tiefgreifende Umgestaltung unserer linearen Wirtschaft abzielt, nicht kennen [...] und seine Anwendung noch zu wenig entfaltet ist".24.